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Fischer, Vulkanland Steiermark

  • Autorenbild: Laurenz Möseler
    Laurenz Möseler
  • 6. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Okt.

St. Anna am Aigen


Klaus und Bernhard Fischer
Klaus und Bernhard Fischer

Ein Neuzugang von vergessenem Lande. Mit den Orts- und Lagenweinen der Fischers sprechen wir hier nun endlich einmal über das steirische Vulkanland.


Hier im Südosten der Steiermark, zwischen Ausläufern des Eisenbergs und der Südsteiermark finden wir uns heute in St. Anna am Aigen. Einen Steinwurf von der slowenischen Grenze und der dahinterliegenden, ebenso historischen Weinbauregion Podravje, dem Drautal (genau gesagt liegt hier die Subregion Prekmurje, also das Gebiet nördlich der Mur, die auch durch Graz fließt). Weiter westlich, rund um Maribor, finden wir die Untersteiermark, auch Štajerska.


Spricht man nun vom Vulkanland, sollte man sich seiner Diversität und Komplexität bewusst sein. Darum natürlich ein paar Worte zum Terroir! Ist hier nämlich doch wieder recht komliziert. Das liegt nicht allein an der Größe der Südoststeiermark! Neben den naheliegenden vulkanischen Einflüssen finden wir hier auch eine große Menge an Kalkablagerungen, Spuren des pannonischen Meeres (Paratethys), welches sich mit der Erhebung der Alpen zurückzog. Neben Vulkanverwitterungsgesteinen, Basalt und Tuff, finden wir hier also auch Muschelkalk und Sandstein.


Klimatisch wird St. Anna gen Westen durch den Stradner Kogl von der Südsteiermark abgeschnitten und so vor deren kühlen Winden geschützt. Wärmere pannonische und mediterrane Einflüsse kommen von Süd und Ost. Das südoststeirische Klima kann also als milder und im Sommer wärmer beschrieben werden.


Alldas macht den Weinbau hier seit langem sehr attraktiv. Kein Wunder also, dass sich die Rebe vor allem bei kleinstrukturierten Familienhöfen im Mischbetrieb bewiesen hat. Tatsächlich sind die zirka 1.600 Hektar Rebfläche hier auf 1.200 Betriebe aufgeteilt - also Schnitt knapp über einem Hektar pro Hof! (Referenz Südsteiermark: 2.500 Hektar, 600 Betriebe). Nicht unähnlich der Aargau, die wir mit Tom Litwan letztens vorgestellt haben.


So wachsen eben auch die Brüder Klaus und Bernhard Fischer hier am Familienhof auf. Gemischte Landwirtschaft, Ackerbau, Tierhaltung, ein Weingärtchen mit 1 Hektar Rebfläche. Mit der Übernahme der Kinder und im Prozess derer Selbstfindung (Klosterneuburg, Neuseeland, Südafrika) dann der langsame Wandel zum seriösen Weingut mit den ersten Qualitätsweinen. Allmähliche Vergrößerung auf 4 Hektar Rebfläche mit alten Anlagen am Stradenberg. Der Leidenschaft für Biodiversität und Qualität folgt mit 2015 die biologische Zertifizierung. Ein minimalistisches Mindset und ein klares Selbstbild formen sich.


Heute wird jeder Rebstock von Hand gepflegt – vom winterlichen Rebschnitt über die Laubarbeit bis zur händischen Lese. Im Keller setzt man auf Spontanvergärung mit natürlichen Hefen und weitestgehend ohne Zusatzstoffe, minimale Schwefelzugaben. Keine unnötige Filtration, der Wein liegt lang in Kontakt mit Voll-und Feinhefe und darf im alten, gebrauchten Fass auch seinen biologischen Säureabbau machen.


Wir finden im Glas die Kombination dieser minimalistischen, geduldigen aber gezielten Begleitung des Weines im Keller, mit dem dadurch umso klarer durchscheinenden Einflusses des Weingartens, Klaus bringt es auf den Punkt: „Wein ist (...) immer die Kombination aus Traube und Mensch.“



Morillon “St. Anna” Ortswein

Bei den Fischers ist der Morillon das Aushängeschild. Hier hat alles begonnen. Eine Selektion vom Hausweingarten, der Ried Schemming, auf 320-380m Höhe. Im Ortswein dominieren die Basaltböden. Das Vulkangestein gibt die Frische des Weinbergs wunderbar wieder, die Reben strotzen vor Energie und wachsen wie wild.


Im Keller spontanvergoren, Ausbau für 12 Monate auf der Vollhefe in drei Eichenfässern, klein bis groß. Klarheit, Mineralität, Würze, frecher Zug.


Sauvignon Blanc “St. Anna” Ortswein

Ortswein vom kargen Kalksandstein. Ein halber Hektar Sauvignon wächst auf den kalkigsten Parzellen der Schemming. Der wird spontan vergoren, ruht dann für ein Jahr im großen Holz und Stahl, erst Voll- dann Feinhefe. Unfiltriert und schonend abgefüllt. Diese Achtsamkeit und Feinheit beschreibt auch den Wein ganz gut.


Morillon Ried Schemming

Der Familienweingarten, ein östlicher Ausläufer des Stradner Kogels. Der Morillon wurde hier in 2000 ausgepflanzt und dringt bereits tief in kargen Kalksandstein. Diese Intensität wird im Keller begleitet, mit einem 20-monatigen Ausbau im kleinen Holzfass, ein Drittel davon neu.


Präzis, salzig, cremig mit fein verspielter Reduktion und Kräutrigkeit. Drunter liegt eine gelbfruchtige Fülle, viel Kernobst, ein Spiel zwischen Charme und kühlem Zug.


Ried Stradenberg “Alte Reben” Reserve

Wie der Name schon verrät liegt die Ried Stradenberg hinter St. Anna, Richtung Straden. Eine bewaldete Höhenlage mit traumhafter Südost-Ausrichtung. Der Boden ist geprägt von den typischen vulkanischen Ablagerungen wie Basalt und Tuff mit teilweisen Verwerfungen von Meeressedimenten.


Mit 2019 konnten die Fischers hier 2,5 Hektar Rebfläche übernehmen, bunt ausgepflanzt, darum dieser Verschnitt. Weißburgunder, Welschriesling, Grauburgunder, Pflanzjahr 1989. Die Trauben werden teils mazeriert, um die aromatische Fülle der Burgunder einzubringen, die wunderbar mit der Frische und Präzision des Welsch einhergeht. Dadurch zeigt sich der Wein super spannend und individuell, trotz des typischen Ausbau auf der Vollhefe, im alten Holz - hier sogar für entspannte 36 Monate.


Riesling Ried Stradenberg

Ein rauchiger, karger Riesling von einer alten Parzelle am vulkanischen Stradner Kogel. Ein halber Hektar Riesling wurde hier 1999 ausgepflanzt. Ausbau für ein Jahr in großen Holz (750l) auf der Vollhefe.


Toll abgerundet ist der 2023er mit nur einem Ticken an Restzucker, was dem Wein eine geniale fruchtige Fülle gibt. Intensives Steinobst, echt viel Marille und Pfirsich, was birniges, frisch frisch frisch!



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