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Mathilde Savoye: Meunier.

Laurenz Möseler

Vallée de la Marne, Champagne




Der Rising Star in der Champagne heißt Pinot Meunier. Die historisch zweitrangige Rebe, hinter Chardonnay und Pinot Noir, erfährt in letzten Jahren eine Renaissance. Mehr und mehr entscheiden sich vor allem kleine Winzer*innenbetriebe, sogenannte “Récoltants” oder “Grower”, zum sortenreinen Ausbau der Rebe.


Vor allem entlang der Vallée de la Marne, wo der Meunier fast 60 Prozent der Rebfläche ausmacht, zeigt er sein Potenzial. In der Subregion nördlich des Marne-Flusses, dem Rive-Droite, ist der Anteil noch höher. Warum? Wie so oft eine Frage des Terroirs! Die Böden des westlichsten Gebiets der Champagne sind durchzogen von Kieselsand und mergeligem Kalk, oft mit lehmigen Auflagen. Auf diesen Böden reifen Trauben oft früh und zeigen niedrigere Säurewerte. Auch die kühlen Einflüsse ozeanischer Winde prägen die Weingärten. Viel Regen in letzen Jahren. Der spätreife Pinot Meunier, Urvater der Burgunderfamilie performt hier mit robuster Säurestruktur und würziger Aromatik.


So auch In La Neuville-aux-Larris bei Cuchery, wo Mathilde Savoye auf 3,4 Hektar ihre eigenen Cuvées vinifiziert. Mathildes Leidenschaft für Nachhaltigkeit im Weingarten und Puristik im Keller führt die Winzertochter in 2017 zur Gründung ihres eigenen Weinguts “Savoye et Fils”. Kleine, alte Parzellen der Familie, mit denen sich Mathilde vor der Vinifizierung ihres ersten Jahrgangs schon intensiv auseinandergesetzt hat. Unter ihrer Regie der Umschwung nach biologischem Vorbild. Ihr Debut der Vintage 2019.


Seitdem keltert Mathilde mit ihrem Ehemann Marc drei Schaumweine und einen stillen Rotwein. Dabei merken wir eine klare Handschrift, des Terroirs und von Mathilde, mit Fokus auf die kühle, verspielte Finesse des Meuniers.



Blanc de Meunier

Das Aushängeschild von Mathilde Savoye in zwei Dosage-Varianten: Brut (6g/l) und Extra Brut (3g/l). DIe Meunier-Reben der Familie sind alt und wurzeln tief in die Terroirs von Cuchery und Baslieux-sous-Châtillon. Hier ein Verschnitt der zwei Lieux-Dits “Les Chapellieres” (1964) und “La Loge des Vignes” (2004).


Fermentation findet bei allen Schaumweinen in Stahl statt, ohne BSA (malolaktische Gärung). Präzision, Puristik über alles. 18 Monate Flaschenreife auf der Hefe. Minimale Schwefelung zur Abfüllung. Das Resultat ist karg, knackig, aber durchaus weinig und rund, mit verspielten Zitrusnoten und feinem Hefespiel.


Rosé de Meunier

Quintessenz der drei Meunier-Lagen des Weinguts.

Die Basis bilden auch hier die Lieux-Dits Chapelleries (1964) und La Loge des Vignes (2004), jedoch mit Beigabe des Rotweins aus Vieux Fossés (1978), der dem Rosé seine Farbe und aromatische Tiefe verleiht.


Ausbau wieder rein im Stahltank, nur der rote Stillwein wird zu einem Drittel im Holz ausgebaut. Gemeinsam liegt die Cuvée 15 Monate auf der Hefe in der Flasche und wird schließlich mit einer minimalen Schwefelung und Dosage von 3g/l (Extra Brut) abgefüllt.


Binôme

Gemischter Satz. Eine Koplantation von 2016 ausgepflanzten Chardonnay Reben in einer älteren Meunier-Anlage aus 1991, die diese Cuvée dominiert. Die Inspiration für den Namen, Binôme, fand Mathilde in ihrer täglichen Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Marc, die Cuvée also Ebenbild des Winzerpaars.


Der aktuelle Release ist ein Verschnitt der Jahrgänge 2021 und 2022, beides im Stahl ausgebaut und gemeinsam über 15 Monate auf der Hefe, in der Flasche gereift. Abfüllung mit minimaler Schwefelung und 3g/l Dosage. Der resultierende Schaumwein zeigt sich sehr lebendig und balanciert. Eine vom Kalk geprägte Frische tänzelt um den würzigen, gelbfruchtigen Kern. Unterlegt von einem ultrafeinen Hefespiel, das mit der kleinen Dosage an ofenfrisches Brioche erinnert. Ewiger, salziger Abgang. Ping-Pong auf dem Gaumen.


Coteaux Champenois Rouge

Stiller Rotwein! Unter dem AOC Coteaux Champenois füllen Winzer:innen der Champagne stille Weiß-, Rosé- und Rotweine ab. Diese raren Abfüllungen spiegeln mit raffinierter Präzision die Eleganz der Terroirs der Champagne wider.


Die Trauben für diesen Rotwein stammen aus einer alten Meunier-Anlage in den “Vieux Fossés” in Cuchery. Die Reben hat die Familie 1978 ausgepflanzt. Erst mit einer Macération carbonique (Kohlensäuremaischegärung) angegoren, vollendet der Most die Gärung in älteren Eichenfässern, wo er 17 Monate reift. Dieser Wein öffnet sich dunkelbeerig und seriös, rustikal würzig, aber sogleich präzisiert und leichtfüßig. Frische Frucht, überhaupt nicht im Übermaß, mehr der Struktur-Laser, das vibriert, hat Tiefe.



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