Herrenhof Lamprecht - Historie ohne Kompromisse
- Laurenz Möseler

- 4. Okt.
- 5 Min. Lesezeit
Markt Hartmannsdorf, Vulkanland Steiermark

Gottfried Lamprecht ist ein Freigeist. Bei Markt Hartmannsdorf im südoststeirischen Vulkanland macht er sich und seiner Monopollage, der Ried Buchertberg einen Namen. Bisher eher in Kennerkreisen. Als Neuzugang im Klemo Sortiment möchten wir das ändern! Wir haben uns intensiv mit dem Winzer des Herrenhofs unterhalten und wollen unsere Begeisterung mit euch teilen. Und den Wein natürlich.
Wenn Gottfried von seiner Leidenschaft für den Herrenhofer Hausweingarten, die 11 Hektar große Ried Buchertberg spricht, gehts um jedes kleinste Detail. Diese nach Süd-Südosten geöffnete Kessellage schaut direkt auf die Riegersburg. Ihre Bodenbeschaffung ist, nicht untypisch fürs Vukanland, äußerst divers, geformt vom pannonischen Urmeer (Tethys). Dominierend ist der mächtige tertiäre kalkhaltige Sandstein, dazwischen Schluff, Kies und Opok. Der Untergrund ist leicht und porös, gut durchlüftet und erlaubt bzw. zwingt die Rebe tief in den Untergrund zu wurzeln, auf der Suche nach Nährstoffen.
© Bernhard Bergmann © Nikolaus Ladenhauf
Ihren Namen erhielt die Ried aufgrund eines Buchenwalds, der die Ried vor ihrer Rodung im 18. Jahrhundert bedeckte. Gottfried aka “Der Obstbauernbua” macht hier zwar erst seit 2006 Wein, war aber weit nicht der erste. Hier lag einst der Weingutshof der Augustiner Chorherren des Stift Vorau. Daher auch der “Herrenhof”. Nach der Bauernrevolution und einigem Besitzerwechsel lag die Ried für lange Zeit ungenutzt, ist verfallen. Über die letzten 100, 150 Jahre wuchs hier, auf den sonnigen, mineralstoffreichen Hängen des Buchertbergs eine biodiverse Idylle zusammen. Und die wollte Gottfried unbedingt erhalten, wobei das noch eine große Untertreibung ist. Mit sofortiger biologischer Zeritifizerung machte sich Gottfried ein Ziel: den ultimativen Terroirwein des Buchertbergs zu keltern.
Das ging nicht von heute auf morgen. Gottfrieds Eltern waren Obstbauern und hatten an der alten Ried hauptsächlich Äpfel und Pfirsiche kultiviert. Die Bedingungen am kargen, trockenen Buchertberg waren nicht ideal, aber man lebte davon. Und so beginnt Gottfried mit elterlicher Unterstützung, die ersten Weingärten zu erneuern, Parzelle für Parzelle, erst noch finanziert vom Obstbau. Man hielt ihn für verrückt, was macht der “Obstbauernbua”? Er pflanzte über die nächsten 15 Jahre ca. 70.000 Reben händisch an den Berg. Apfel und Pfirsich weichen schließlich komplett dem Furmint, dem Pinot, dem Sauvignon.
Schnell kam er zum Schluss, dass ihm im authentischsten Ausdruck des Buchertbergs jedoch nur ein Mittel reicht: der ultimative gemischte Satz! Voller Fokus auf den Eindruck des Terroirs auf die Reben, die Trauben und den Wein. Aus möglichst vielen Perspektiven. “Work in progress”, Gottfried hat die Riede zum Rebsortenrefugium erklärt und pflanzt hier unermüdlich noch heute jede noch so uralte und vergessene Rebsorte an, die er in die Finger bekommt. Wer in der Tiefe der Zutatenliste nachlesen will kann das auf der Webseite des Herrenhofs. Man sei gewarnt, sie liest sich wie ein Wörterbuch. Gottfried zählt 115 Rebsorten. Viele davon sind vom Aussterben bedroht, wie der Adelfränkisch, Kleinedel, der Rote Heunisch und der Räuschling.
Wir sehen, das Terroir ist auch hier wieder Mittelpunkt alles Tuns. Wer hierbei noch nur an die Böden des Weinbergs denkt, sei aufgeklärt. Das Herrenhofer Terroir ist eine Synthese von Klima und Subklima, Witterung, Boden, Mensch und sogar dem Holz der Weinfässer! Es reifen nämlich alle Weine im Fass - und am Herrenhof stehen Eichen, im Schachingwald. Logisch, dass Gottfried seine Fässer aus den Eichen des Hauswaldes binden lässt. Auch diese tragen ihren Teil zum Ausdruck seines Terroirs bei.

In unseren Regalen findet ihr also den gemischten Satz vom Buchertberg, eine limitierte mazerierte Version dessen, sowie einzelne separate Abfüllungen einheitlicher Parzellen (Furmint, Weißburgunder und Grauburgunder) und, auch bemerkenswert, ein weiterer urwinziger Mischsatz vom alten Schrammelberg, von fast 100-jährigen Reben.

Furmint vom Sandstein 2023
Buchertberger Furmint vom kargen Kalksandstein. Die historische ungarische Rebsorte findet ihren Weg zurück zu uns und gewinnt Herzen, so natürlich auch Gottfried Lamprechts, der hier 2008 begonnen hat mit der Traube zu arbeiten.
Im Glas heller Apfel und Marille, viel Zitrus, blumig, mineralisch salzig, unterlegt von einer feinen Reduktion. 11.5%, wenig Alk, viel Trinkspaß.
Weissburgunder Sand & Kalk 2023
Der Weissburgunder vom Buchertberg. Streng genommen finden wir zwischen den Zeilen auch vereinzelt Grauburgunder, Welsch und Neuburger.
Diese Parzelle ist seit Anbeginn mit dabei, sie steht am westlichen Hang, den Boden dominieren Kalksandstein und Opok. Spontanvergoren, unfiltriert, Ausbau im 600l Startin. 11,5%. Der Wein macht einfach Laune. Cremig, gelbfruchtig, filigran, salzig.
Buchertberg Gemischter Satz 2021
Der wahre Terroirwein. Die Essenz des Buchertberges, dem Herrenhofer Hausweingarten. Ein gemischter Satz, wobei, “work in progress”, Gottfried hat die Riede zum Rebsortenrefugium erklärt und pflanzt hier unermüdlich jede noch so uralte Rebsorte die er in die Finger bekommt. Wer in der Tiefe der Zutatenliste nachlesen möchte kann das auf der Webseite des Herrenhofs. Man sei gewarnt, sie liest sich wie ein Wörterbuch. Gottfried zählt 115 Rebsorten. In der ABC, der Appellation Buchertberg Controllee, scheint man noch flexibel zu sein.
Ausbau im 600l Startin auf der Hefe. Das altsteirische Fassmaß beinhaltet 600l und wird aus den Eichen des Herrenhofes gebunden. Komplexität in Superlative, schmeckt nach Vulkanland, fein burgundisch, angenehm aromatisch, frisch und voll. Viel Zitrus und Zeste, Sommerblumenwiese, Salzitrone am Finish.
Buchertberg on the skins 2021
Hierfür wurde eine kleine Selektion des Buchertberger gemischten Satzes (speziell die Zeilen der ältesten Rebsorten wie Grünfränkisch und Weissem Heunisch) für einen Monat mazeriert. Eine leichte, klare Interpretation von Orange Wine, sehr saftig. Durchaus noch authentisch! Ein spannender Vergleich zum Original. Mit 10.9% gefährlich gefällig. 0,5l in der Tonflasche.
Grauburgunder Sand & Kalk “r” 2021
Auch 0.35 Hektar Grauburgunder wächst seit 2008 am Buchertberg. Eine Hangparzelle in Süd-Südostausrichtung auf Kalksandstein. Spontanvergoren, unfiltriert, der Ausbau erfolgt über 3 Jahre auf der Vollhefe im Startin. Das altsteirisches Fassmaß beinhaltet 600l und wird aus den Bäumen des Herrenhofes gebunden.
Das ist Grauburgunder mit viel Struktur, kupferfarben, tiefaromatisch (Rose, Pfirsich, Melone, Brioche), dabei staubtrocken und mit feinem Grip. Das Maximum dieser Rebsorte vom Buchertberg.
Schrammelberg “Altsteirischer Mischsatz” 2022
Einer der ältesten, wenn nicht der älteste Weingarten der Steiermark. “Ein Überbleibsel, ein echter Gemischter Satz” schwärmt Gottfried. Der Schrammelberg liegt westlich, in Riegersburg, nahe dem Söchauer Fangberg. Die Lage selbst fehlt leider im Riedenkataster, allerdings umfasst der Mischsatz auch nur mickrige 0.1 Hektar. Der steile, kühlere Osthang ist durchwachsen von uralten Rebsorten die selbst Gottfried nicht alle identifizieren konnte als er sie vor 15 Jahren in die Hände bekam. Wir wissen von Welschriesling, Burgunder, Furmint und sogar Malvasier, der den aromatischen Charakter des Weins stark prägt.
Im Glas viel Orange, kandiert, intensiv. Der Wein ist knockentrocken, aber hat so eine fruchtige Fülle. Der Ausbau auf der Vollhefe bringt eine intensive Cremigkeit, der kurze Maischekontakt und die Reifung im kleinen Barrique betonen die Rauchigkeit und Tiefe des Weins. All in all überraschend füllig und schon jung present, bleibt dabei angenehm frisch und bußt nichts an Trinkfluss ein. Salzkaramell am Finish. Wird in der Reife nur feiner werden.
















